Donnerstag, 28. Mai 2009

Anneliese


Zog einst Anneliese durch Wald, über Flur,

durchkämmte die Wiese, genoss die Natur.

Sie zupfte Bocksbarte und Veilchen in blau,

die hübsche Wegwarte und Wiesen-Pippau.

Sie brach Maienglöckchen, Storchschnäbel am Rand,

(es wehte ihr Röckchen ins Wildblumenland),

und Zittergras pflückte, damit es kredenzt,

den Klatschmohn sich knickte, was ordentlich glänzt.

Lustwandelnd ein Bürschlein, mit Bündel und Hut,

er naschte ein Kirschlein, das schmeckte ihm gut

und sah sie beim Pflücken, kam um den Verstand

und nahm mit Entzücken, sie fest an die Hand.

Sie hüpfelten beide durchs Wildblumenfeld,

umarmten voll Freude, ja, sich und die Welt.

Ein Bänklein im Schatten beim alten Birnbaum,

welch’ Scheue sie hatten und sinnlichen Traum.

Das Bürschlein verlangte jäh Liebe und Treu,

dem Lieschen es bangte, sie sei doch so neu!

„Ein Küsschen in Ehren, so ganz ohne Grund,

wirst du wohl entbehren“, und spitzte den Mund.

Rasch ging Anneliese errötet hinfort,

zurück auf die Wiese und brach im Akkord.

Rund hundert Versfüße! – Die Kurzfassung ist:

Wenn Anne ihn ließe, hätt’ er sie geküsst!

Donnerstag, 21. Mai 2009

Im Bann des Schwans


Erhaben unter grünen Tannengipfeln,

vorübergleitend um das Rund des Sees,

schwimmt weißes Gold, aus Schatten jener Wipfeln

heraus – und dort im Lichte schimmert es.


Und treibt voran gemächlich wie ein Kahn,

das Haupt in Tiefen tauchend hin und wieder;

Idyllisch lautlos kreist es seine Bahn,

um dann mit blankem, rauschendem Gefieder


gewaltig und von purer Eleganz,

verzaubernd und durch jene Pracht gebannt,

emporzusteh’n, wie kurz vor einem Tanz,

den Leib gestreckt, die Flügel weit gespannt.

Dienstag, 19. Mai 2009

Maimohn


Seh’ einen weißen Wolkenbausch

am blauen Morgenhimmel steh’n.

Die Amseln schlagen munter und ich lausch’

dem warmen Maiwind im Vorübergeh’n,

wie er die Gräser neigt und sie zu Wellen formt,

in Sommerlinden huscht, sich raschelnd dreht

und über bunte Blumenwiesen weht.


Blüht wilder Mohn so rot wie Glut

auf Feldern und am Wegesrand.

Der Kuckuck ruft, ich träume und es tut

so gut zu sehn wie er das weite Land,

die Fluren ziert in farbenfroher Pracht,

auf wundersamste Art die Frühlingswelt

mit seinem Blütenblätterlicht erhellt.

Montag, 18. Mai 2009

Du bist wie der Ozean

Ich lausche an deiner Ohrmuschel

und höre das

Meeresrauschen.

Bade in den Wellen

deiner Haare,

schmecke das Salz

perlender Freudentränen,

tauche in deine blauen Augen

und sehe die unendliche Weite.

Ich bewundere den Tiefgang

unserer Gespräche,

die Stille deiner Worte,

die wie Möwen

leicht und unbeschwert

über mir umher fliegen.

Worte, die bei Schiffbruch

mich ans ferne Ufer retten.

Dein Herz ist wie eine Insel

auf der ich mich geborgen

und sicher fühle.

Du bist wie

der Ozean

in meinem Leben.

Ja, das bist du!

Sonntag, 17. Mai 2009

Frühlingstag im Mai

Der Kuckuck ruft, die Frösche quaken,

die Nachtigall kredenzt ihr Lied.

Von Weiden stöbert Flaum hernieder,

im Gras das Maienglöcklein blüht.


Die Iris strahlt, die Jungfern tanzen,

bunt steht so manches Knabenkraut.

Herbei schwebt ein Aurorafalter,

Pirole singen altvertraut.


Der Waldbach rauscht, voll Würze duftet

die Luft nach Flieder und Salbei.

Den Himmel zieren weiße Wölkchen,

an einem Frühlingstag im Mai.

Abendstimmung

Wildschweingedicht

Der Morgen graut, die Luft ist klamm.
Im Walde saust durch Schlick und Schlamm,
durch das Gehölz, durch Laub und Dreck,
`ne Rotte Wildschwein – welch’ ein Schreck!

Der Keiler grunzt und rennt voraus,
die Bache trampelt mit Gebraus
ihm hinterdrein, dazwischen fein
vier Kinder, gelbgestreift und klein.

Wohl suchen hungrig sie da draus
nach einem leckren Frühstücksschmaus,
drum wühlen sie in Laub und Dreck
nach Eckern, Eicheln, Wurzeln, Schneck’.

Dann flitzt man weiter; Mutter Schwein
ganz hinten, Vater vorn und fein
in Reih und Glied dazwischen klein
vier gelbgestreifte Kinderlein.